Pentti Linkola - Kann sich das Leben durchsetzen?
von Joakim Andersen
Quelle: https://motpol.nu/oskorei/2020/04/05/pentti-linkola-can-life-prevail/
Der finnische Schriftsteller und Ökologe Pentti Linkola ist im Alter von 87 Jahren gestorben. Als einer der kompromisslosesten Umweltschützer unserer Zeit veröffentlichte Linkola eine beträchtliche Anzahl kontroverser Zitate zu Themen, die von der Bevölkerungskrise und moderner Technologie bis hin zu Demokratie und Immigration reichen. Nicht zuletzt deshalb hat er auch in Teilen der alternativen Rechten eine allmählich wachsende Anhängerschaft und Sympathie gewonnen. Was auch immer man von den von ihm vorgeschlagenen Lösungen hält, Linkola war eine lohnende Bekanntschaft.
Er selbst lebte so, wie es ihm beigebracht worden war, und vermied moderne Technik so weit wie möglich. Linkola selbst hatte seinen Lebensunterhalt jahrelang als Fischer verdient und war als Ornithologe durch ganz Finnland gereist. In dieser Zeit hatte er mit eigenen Augen gesehen, wie die finnische Natur zerstört wurde, nicht zuletzt durch die neue Forstwirtschaft. Linkolas Liebe zum finnischen Wald war tief: "Ich hatte die Zeit, viele unberührte Urwälder zu sehen, die von der Axt unberührt waren... Man könnte kilometerlang durch die Wiener Wildnis von Mujejärvi und Jonkeri, Nurmes und Kuhmo wandern, ohne eine einzige menschliche Spur zu finden.... An diesen Orten lernte ich zum ersten Mal die Bedeutung des Wortes 'Entrückung' kennen", schrieb er in der Anthologie Can Life Prevail. Er erlebte den Untergang dieses Dschungels zu seinen Lebzeiten, ebenso wie die ältere finnische Kultur, in der er aufwuchs.
Linkola wurde als Biozentrist beschrieben und bezeichnet sich selbst als "Beschützer des Lebens". Sein Ausgangspunkt war die Liebe zum Leben, und nicht nur zum menschlichen Leben. Linkola liebte sowohl Pflanzen als auch Tiere und die Vielfalt, die das Leben schuf. Die moderne Gesellschaft verdrängt dieses Leben, und er gab mehrere Beispiele aus seiner eigenen Erfahrung, wie die Forstwirtschaft Wälder gerodet hat, die noch vor wenigen Jahrzehnten unendlich schienen, und wie die moderne Forstwirtschaft biologisch komplexe Umgebungen mit Massen von Tieren und Pflanzen auf biologisch arme, trockene Einöden reduziert. Was in diesem Zusammenhang überraschen mag, ist, wie Linkolas Biozentrismus mit einem oft rücksichtslosen Umgang mit menschlichem Leben in Verbindung gebracht werden kann. Er sah den Menschen im Allgemeinen und die moderne Zivilisation im Besonderen als eine Bedrohung für den Rest des Lebens. Damit verbunden sind einige seiner fragwürdigsten Zitate, sowohl menschlich als auch PR-mäßig.
Linkola trat oft als besonders finnischer Denker hervor, als Vertreter der persönlichen und wichtigen Beziehung zur Natur, die viele Finnen bis in die Neuzeit hatten. Gleichzeitig war er ein Vertreter einer fast vormodernen Sichtweise auf solche Phänomene wie Hygiene, Übergewicht und körperliche Arbeit. Er könnte die moderne Technologie für den Wohlstand angreifen, den sie gebracht hat, einen Wohlstand, der zu "einem enormen Rückgang unseres Lebensstandards durch Massenarbeitslosigkeit (einschließlich sinnloser Sozialhilfejobs und Studiengänge), Frustration, Leere und eine wachsende Kluft zwischen den Generationen und Geschlechtern geführt hat." Körperliche Arbeit wurde bevorzugt, ebenso die körperliche Gesundheit. Linkola selbst sah die Arbeit als existenziell wichtig für den Menschen an: "Der Mensch, und speziell der nordische Mensch, ist in erster Linie ein aktives Wesen, das angenehme Arbeit als eine primäre Notwendigkeit des Lebens ansieht." Die moderne Tierrechtsbewegung konnte er mit gemischten Gefühlen betrachten, zählte er doch zeitgenössische kulturelle Phänomene in Form von "Angst vor dem Tod und körperlicher Not" zu ihren treibenden Kräften.
Liberalismus und Individualismus
Linkola war umstritten und wurde u.a. als Ökofaschist bezeichnet. Das liegt nicht zuletzt daran, dass er in Bezug auf seine Grundwerte ein Realist war. Sein Ziel war es, das Leben und seine Vielfalt zu schützen, und als er zum Beispiel bemerkte, dass die Masseneinwanderung nach Europa die Umwelt weiter schädigte, war er nicht durch politisch korrekte Empfindlichkeiten daran gebunden, zu schweigen. Wie der amerikanische Umweltschützer Edward Abbey hatte er sein Leben naturverbunden gelebt, und wie dieser war er ein Gegner der Masseneinwanderung. Aber wo Abbey ein Anarchist war, war Linkola für eine viel strengere Kontrolle der Gesellschaft. Autobahnen sollten verboten werden, der Konsum reduziert, das Kinderkriegen eingeschränkt werden und so weiter.
Gleichzeitig sah er die Umweltkrise als eine natürliche Folge einiger Bausteine der modernen Gesellschaft. Sie basiert zum Beispiel auf Individualismus und Demokratie. Linkola vertrat eine realistische Sicht auf die menschliche Natur und stellte fest, dass die Menschen zu bequem sind, um sich dafür zu entscheiden", ihren Konsum auf ein nachhaltiges Maß zu beschränken. Er sah auch den Kapitalismus als Teil des Problems, weil er Tiere und Natur auf ihren wirtschaftlichen Wert reduziert. Dies hängt mit der Ideologie der "Menschenrechte" zusammen, die alle Werte von Nicht-Menschen abstrahiert. Linkola unterstützte solche "Rechte" nicht und argumentierte, dass Tiere in der Tat einen höheren Wert haben können als Menschen, und dass einige Menschen weniger wertvoll sein können als andere.
Linkolas zutiefst ökologische Kritik berührte damit die Grundlagen der modernen Gesellschaft. Seine Lösungen waren nicht weniger radikal und beinhalteten die Abschaffung der Demokratie und des Marktkapitalismus. Wie genau das erreicht werden sollte, blieb jedoch ein Geheimnis, und das war eine von Linkolas Schwächen. Er wusste, was getan werden musste, aber nicht wie, welche gesellschaftlichen Gruppen die notwendigen Maßnahmen unterstützen würden und so weiter. Die kompromisslose und antihumanistische Rhetorik war auch eine Schwäche. Aber als Vertreter einer zutiefst ökologischen und biozentrischen Perspektive bleibt Linkola ein wertvoller Denker, nicht zuletzt, weil er so lebte, wie er lehrte, und weil seine Perspektive mit einer "erzfinnischen" Einstellung zu Kultur, Arbeit und anderen Dingen verbunden war.
Can Life Prevail ist hier und anderswo erhältlich: https://arktos.com/product/can-life-prevail/
Wort des Herausgebers:
Während der Zug der Zivilisation mit immer größerer Geschwindigkeit auf die Selbstzerstörung zudonnert, ist die drängendste Frage, vor der die Menschheit im 21. Jahrhundert steht, die nach dem Erhalt des Lebens selbst. Can Life Prevail? bietet eine radikale und doch solide fundierte Perspektive auf die ökologischen Probleme, die sowohl die Biosphäre als auch die menschliche Kultur bedrohen. Mit Essays zu so unterschiedlichen Themen wie Tierrechte, Ausrottung, Abholzung, Terrorismus und Überbevölkerung macht Can Life Prevail? Linkolas klare, herausfordernde Schriften zum ersten Mal einem englischsprachigen Publikum zugänglich.
"Indem Finnland seine Wälder dezimierte, schuf es den Boden für Wohlstand. Wir können dem Wohlstand nun dafür danken, dass er uns - unter anderem - zwei Millionen Autos, Millionen von leuchtenden elektronischen Unterhaltungsboxen und viele unnötige Gebäude beschert hat, die die grüne Erde bedecken. Der Reichtum im Überfluss hat zu Marktzockerei und zügelloser sozialer Ungerechtigkeit geführt, wobei "das gemeine Volk" letztlich zum Bau von Golfplätzen, Fünf-Sterne-Hotels und Resorts beiträgt, während es die Schweizer Bankkonten mästet. Außerdem sind die Menschen in den reichen Ländern die frustriertesten, arbeitslosesten, unglücklichsten, selbstmörderischsten, sesshaftesten, wertlosesten und ziellosesten Menschen der Geschichte. Was für ein miserabler Austausch."
Pentti Linkola wurde 1932 in Helsinki, Finnland, geboren. Nachdem er die meiste Zeit seines Lebens als Berufsfischer gearbeitet hat, führt er auch heute noch ein einfaches Leben auf dem Lande. Linkola ist eine bekannte Persönlichkeit in Finnland und hat seit den 1960er Jahren zahlreiche Bücher und Essays über die Umwelt veröffentlicht. Heute ist er einer der führenden Vertreter der Philosophie der Tiefenökologie.
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