Deutsche Bundestagswahl - September 2021


Enric Ravello Barber

Deutsche Bundestagswahl - September 2021

Am Sonntag, den 26. September, gingen die Deutschen zu den Wahlen. Es war die erste Wahl ohne Angela Merkel, die Kanzlerin, die Deutschland und damit die EU 16 Jahre lang geführt hatte. Eine Wahl, bei der nicht nur ein neuer Kanzler, sondern auch eine neue europäische Führung gesucht wurde: Die deutsche Wahl betrifft ganz Europa, sie ist nicht nur eine Phrase, die in den Zeitungen wiederholt wird, sie ist die Realität in der postnationalen historischen Phase.

Der SPD-Kandidat Olaf Scholz, Vizekanzler unter Angela Merkel und in gewisser Weise ein Zeichen der Kontinuität, unterlag dem Kandidaten der scheidenden Kanzlerin, Armin Laschet (CDU-CSU), knapp. Dies bestätigt, dass sich der Abstand zwischen den beiden Kandidaten allmählich verringert, denn wie die letzten Meinungsumfragen zeigen, hätte ein langweiliger und nichtssagender Wahlkampf des sozialdemokratischen Kandidaten ihn fast die Wahl gekostet. Die endgültige Differenz betrug 25,7 Prozent gegenüber 24,1 Prozent.

Die Grünen, die in den Umfragen vor einigen Monaten noch an erster Stelle lagen, wurden mit 14,8 % drittstärkste Kraft.  Einer der fragwürdigen "Beiträge" der Grünen ist, dass sie die ersten beiden Transgender-Abgeordneten im Bundestag stellen.

Die Liberalen (FDP) - die historisch wichtigste Partei in der BRD vor der Wiedervereinigung - erreichten gute 11,5 % und hoffen, nach 16 Jahren Abwesenheit in die Regierung zurückzukehren.

Der große Verlierer des Abends war Die Linke, die mit mageren 4,9 % ihre parlamentarische Präsenz um wenige Zehntelprozentpunkte halten konnte.

Die AfD bleibt standhaft

Eine der Vorsitzenden, Alice Weidel, bewertete den Wahltag wie folgt: "Uns geht es gut.  Eine genaue Einschätzung. Während des gesamten Wahlkampfs war die nationalistische Alternative für Deutschland (AfD) einer rücksichtslosen Isolierung durch die Medien ausgesetzt - völlig willkürlich und undemokratisch, wenn man bedenkt, dass sie die drittgrößte politische Partei des Landes ist - verbunden mit physischen Angriffen auf ihre Führer und ihr Eigentum, jene "systemfeindlichen" Angriffe, die immer mit den Interessen des Systems übereinstimmen.

Das Ergebnis von 10,6 % (-2 %) bestätigt, dass die AfD ein solider und gefestigter Akteur auf der deutschen politischen Bühne ist. Im Osten (ehemalige DDR) wird die Partei mit 20 % als zweitstärkste Kraft bestätigt, während sie im Westen (ehemalige BRD) mit 8 % an fünfter Stelle liegt. Sie ist die größte Partei in Sachsen (24,6 %) und Thüringen (24 %) und die zweitgrößte in Mecklenburg-Vorpommern (16,7 %). Im Westen ist es ihr nicht gelungen, der geschwächten Merkel-Partei Stimmen abzunehmen, und in Berlin hat sie die schlechtesten Ergebnisse erzielt (Rückgang von 14,7 % auf 8 %). Dies könnte dazu führen, dass der "radikale" Flügel der Partei - im Osten des Landes - seine Kriterien stärker in der Gesamtpartei durchsetzt und die sozial-nationalen Positionen gegenüber den liberal-konservativen stärkt, was eine sehr interessante Entwicklung wäre. Das werden die nächsten Monate zeigen müssen.

Mittelfristig wird die AfD ihre Position zur EU neu formulieren müssen. Die Forderung nach einem Austritt aus der EU ist ein klares Problem für die Steigerung ihres Wachstums, insbesondere in einem Land wie Deutschland, das eine kontinentale Führungsrolle anstrebt.

Koalitionen

Ungeklärt ist die Frage, welche Koalitionsregierung nach den Wahlen gebildet werden soll. Der sozialdemokratische Vorsitzende Scholz hat das Sagen. Die Möglichkeiten haben sich auf drei reduziert:

Die Wiedereinführung der "großen Koalition" findet laut Meinungsumfragen mit nur 13 % die geringste Unterstützung in der Bevölkerung.

Das so genannte "Jamaika" wegen der Farbe der vertretenen Parteien: CSU+Grüne+FDP, die von 22 % der Wähler unterstützt wird.

Und die Koalition mit den meisten Präferenzen (50 %), die "Ampel"-Koalition, SPD+Grüne+FDP.

Die neue Regierung wird zeigen, welche parteiinterne Linie sich durchsetzen wird: die einer gewissen europäischen Unabhängigkeit unter deutscher Führung oder die einer absoluten atlantischen Unterordnung. Ersteres wäre eine Fortsetzung der Ära Angela Merkel, die ihre Amtszeit mit der Fertigstellung und Inbetriebnahme von Nord Stream 2, der russischen Gaspipeline, die Hamburg erreicht, mit all ihrer energetischen, politischen und symbolischen Bedeutung beendet hat.

Wenn diese Linie verfolgt wird, wird es entscheidend sein, ob es Macron - dem einzigen europäischen Politiker mit einer gewissen geopolitischen Vision - und der neuen deutschen Bundeskanzlerin gelingt, die Achse Paris-Berlin als den notwendigen Motor für ein Europa zu aktivieren, das auf der Weltbühne schwach und marginal ist.

Quelle: https://www.enricravellobarber.eu/2021/09/elecciones-legislativas-alemanas.html#.YVWOXn06-Ul

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