Das Jahr der Permakrise und der eurasischen Gegenhegemonie


Das Jahr der Permakrise und der eurasischen Gegenhegemonie

Markku Siira


Quelle: https://markkusiira.com/2022/12/29/permakriisin-vuosi-ja-euraasian-vastahegemonia/

Laut dem Collins English Dictionary ist das Wort für das Jahr 2022 permacrisis, was soviel bedeutet wie eine anhaltende Periode der Instabilität und Unsicherheit, die durch eine Reihe von Katastrophen verursacht wird. Laut Alex Beecroft fasst das Wort "auf den Punkt, wie schrecklich das Jahr 2022 für viele war".

Am Rande Europas, in der historischen Region Russlands, ist der größte bewaffnete Konflikt seit dem Zweiten Weltkrieg im Gange. Der Stellvertreterkrieg der USA in der Ukraine hat Erinnerungen an die kubanische Raketenkrise und die nukleare Bedrohung des Kalten Krieges geweckt. Finnlands blutrünstige Macht(fake)medien haben sich voll und ganz an der Informationskriegsfront des Westens engagiert.

Steigende Lebensmittel- und Energiekosten haben in vielen Ländern die höchste Inflation seit den 1980er Jahren verursacht. Im Economist wird dies als "die größte makroökonomische Herausforderung der modernen Ära des Zentralbankwesens" beschrieben, obwohl klar ist, dass die Aktionen der großen kapitalistischen Kreise selbst eine weitere Wirtschaftskrise verursacht haben.

Der größte Umbruch, der im Gange ist, ist jedoch geopolitischer Natur. Die von den Vereinigten Staaten angeführte Nachkriegsweltordnung wurde in Frage gestellt, zunächst durch das Russland von Wladimir Putin, aber auch durch die USA von Joe Biden und China von Xi Jinping, deren Beziehungen sich immer mehr verschlechtern.

Für die USA war es jedoch ein Leichtes, die europäischen Länder in einen fast selbstzerstörerischen hybriden Krieg gegen Russland zu verwickeln. Schließlich steckt die Euro-Führung in den Taschen derselben feindlichen Elite wie die Politiker in Washington.

In den Köpfen einiger finnischer NATO-Fanatiker hat dieses neue Aufkommen des 'transatlantischen Bündnisses' die Idee eines trotzigen Westens wiederbelebt, der inmitten der aktuellen Krisen zu einer neuen hegemonialen Blütezeit aufsteigen würde.

In Wirklichkeit hat sich die Kluft zwischen dem Westen und anderen Ländern in den letzten Jahren nur vergrößert. Die meisten Menschen auf der Welt leben in Ländern, die die westlichen Sanktionen gegen Russland nicht unterstützen und sich nicht für den 'regionalen Konflikt' in der Ukraine interessieren, geschweige denn für das anhaltende Betteln um Geld, Waffen und Sympathie bei diesem korrupten, destabilisierenden Akteur und Präsidenten.

Die chinesische Führung ihrerseits lehnt die von den USA und ihren Partnern vertretenen "universellen Werte", auf denen die westliche Ordnung beruht, offen ab. Die Divergenz zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt wird zur Realität. Auch andere seit langem bestehende geopolitische Gewissheiten, wie die amerikanisch-saudische Zweckallianz, bekommen Risse.

Auch Klimafragen standen in diesem Jahr auf der Tagesordnung, von Überschwemmungen in Pakistan über Hitzewellen in Europa bis hin zu Winterstürmen in den USA und Japan. Wissenschaftler dürfen nicht mehr von einer 'Mini-Eiszeit' sprechen, die durch eine mögliche vorübergehende Flaute der Sonnenaktivität verursacht wird, aber wir können immer noch mit einigen Wetterlagen und schneereichen Wintern rechnen. Trotz dieser Aussichten sind die grünen Politiker bereit, nicht nachhaltige energiepolitische Entscheidungen zu treffen.

Steigende Energiepreise haben die makroökonomische Instabilität verschärft. Die Verbraucherpreise sind bereits Anfang 2022 in die Höhe geschnellt, als die sich erholende Nachfrage auf postzyklische Angebotsengpässe traf. Als die Energie- und Lebensmittelpreise in die Höhe schnellten, wurde die Inflation von einem vorübergehenden Aufschwung zu einem längerfristigen Problem.

Was passiert also im Jahr 2023? Wird die geopolitische, energiepolitische und wirtschaftliche Krisenspirale noch komplizierter werden? Auf kurze Sicht ist die Antwort nach Meinung vieler Experten düster. Ein Großteil der Welt wird sich 2023 in einer Rezession befinden, und vielerorts könnte die schwache Wirtschaftslage auch die soziopolitischen Aussichten verschlechtern.

Es gibt eine Reihe von Gründen, warum 2023 ein gefährliches Jahr sein wird. Wenn das von den westlichen Medien verbreitete Narrativ zusammenbricht, was werden dann die "dummen Menschen" denken? Jede Krise schafft neue Möglichkeiten, und inmitten der aktuellen Turbulenzen nimmt eine neue internationale Ordnung Gestalt an. Was werden die Zentralbanken und Vermögensverwaltungsgesellschaften tun? Werden sich die gegenhegemonialen Kräfte Eurasiens erheben, um die Macht des Westens zu stürzen?


Kommentare